Ostergedanken

In diesem Jahr feiern Christen aller christlichen Konfessionen Ostern am 20. April. Der gemeinsame Termin – eine glückliche Fügung – könnte für unsere leidende Welt doch eine besondere Strahlkraft freisetzen und die innerste Botschaft des größten Festes der Christenheit mit besonderer Kraft verkünden:
Christus, der Mensch, der am meisten geliebt hat – er, den man tröstete, ist aufer-standen und lebt. Er lebt bei Gott und will im Herzen derer leben, die an ihn glauben.

Eine  tragende  und bis  heute  gültige  Wurzel  des  christlichen Osterfestes liegt im ersten Testament: Israel, Gottes erwählte Volk war in Ägypten versklavt.
Gott erhörte das Schreien der Bedrückten und Mose führte das Volk unter wunderbaren Begleitumständen aus dem Sklavenhaus durch eine Flut des Roten Meeres in ihre neue Heimat.

OSTERN – eine Befreiungstat Gottes!

Die Kirche sieht im Geschick des Volkes Israel ein Vorausbild auf Christi Tod und Auferstehung.
Die Befreiung ist existenziell. Nicht aus einem unfreien Land befreit Jesus, sondern aus der Knechtung durch Schuld und Tod.
Diese Überzeugung – dass Jesus Christus die Grenzen des Todes überwunden hat, steht im Zentrum des christlichen Glaubens. Er hat eine Bresche in die Mauer des Todes geschlagen, durch die Menschen nach Hause zu ihrem Ursprung gelangen – ein Heimweg zu Gott.

Der russische Denker Wladimir Solowjow (+1900) bemerkte in einem Brief zu Ostern:
Die Auferstehung Christi ist ein Wunder, das von der Vernunft geradezu gefordert werden muss, wenn man nicht glauben will, dass menschliches Leben absurd sei. Wenn auch der beste, weil liebendste Mensch im Tod geblieben wäre, dann hätten Pilatus, Herodes und Kaiaphas recht bekommen. Dann wäre das unschuldige Opfer immer schwächer als sein ungerechter Richter und die Menschen-Wölfe würden immer über das Lamm (Gottes) triumphieren.
Nun aber ist Christus auferstanden … Christus ist ein für allemal auferstanden. Er will aber immer wieder auferstehen im Leben von uns, die wir an ihn glauben. Er will in Europas Kirche auferstehen, die müde geworden ist, die Karfreitage durchlebt. Zahlreiche Versuche gibt es, der Kirche Jesu den nahen Tod zu prognostizieren. Aber aus allen Geisteskämpfen ist Christus hervorgegangen als einer, der lebt und das Wehen des Hl. Geistes hat seine Wirkmächtigkeit bezeugt.

Wenn ein Mensch zu einem anderen sagt: „Ich liebe dich,“ und wenn er das wirklich ernst meint, sagt er damit auch: Ich will, dass es keine Trennung mehr zwischen uns gibt und dass unsere Liebe niemals stirbt. Ja, ich will, dass wir nie ausgelöscht werden. Der Wunsch nach Ewigkeit, diese Liebe bleibt im Herzen bestehen, auch wenn mancher Zeitgenosse darüber milde lächeln mag.

Bei diesem Wunsch, bei dieser Sehnsucht setzt die Botschaft des Osterfestes an und sagt, dass sie keine Illusion ist.

In die Welt unter der Erde stiegst Du hinab,

Christus, und zerbrachest dort die ewigen Riegel,

die die Gefangenen festhielten;

doch am dritten Tag stiegst du

hervor aus deinem Grab.

Des Todes Tötung, der Hölle Vernichtung

begehen wir nun festlich.

Christus ist auferstanden,

Menschen seid fröhlich!

Freue dich, Jungfrau und Mutter, freue dich,

dein Sohn erstand am dritten Tag. HALLELUJA

(Osterjubel aus der Ostkirche)

Gott und das Öl

In der Karwoche werden in den Bischofskirchen die Hl. Öle geweiht.
„Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf mir. Denn der Herr hat mich gesalbt.“
Mit Elan zeigt der Prophet, dass Gottes Geist Anspruch auf eine Person erhebt.
Dabei ist die Salbung die Methode, mit der Gott seinen Anspruch geltend macht. Sie verdeutlicht Gottes bleibendes Interesse an dem Leben, das er durch Öl berührt hat.
Wenn ein Kind in der Taufe in die Kirche aufgenommen wird, fließt auch Öl – wenn ein Jugendlicher seine Taufbeziehung zu Gott vertieft, krönt das CHRISAM diesen Moment.  Wenn die Kranken sich Trost erbitten, dann erinnert das Öl sie daran, wer ihr Leben als sein Eigentum beansprucht gerade zu den leid- und schmerzhaften Situationen des Lebens. Auch der Weihekanditat wird sich durch die Salbung seiner Hände bewusst, in welchem Dienst sein Leben nun steht.

Öl hinterlässt eine Spur.
Dann lässt es sich schwer entfernen. Es haftet an der Haut und Stoff.

Es geht unter die Haut. Es dringt ein und wird ein Teil von uns. Wie Öl hinterlässt der Kontakt mit Gott immer Spuren. Darum verwendet die Kirche das geweihte Öl als Zeichen, dass wir durch die Sakramente mit Gott in Berührung kommen.
Die Bibel berichtet von diesen Begegnungen. Einige Menschen sind zutiefst bewegt, einige verwirrt, einige sind wütend und suchen seinen Tod, während andere staunen, inspiriert sind und immer wieder seine Gegenwart suchen.
Berührungen mit Jesus hinterlassen eine Spur in der Seele.
Wer mit Gott in Berührung kommt, entdeckt, dass immer etwas zurückbleibt, in meinem Denken, Fühlen und Fragen.
Gott hält an uns fest mit einer Leidenschaft, die selbst der Tod nicht beenden kann.
Schließlich geht Gott uns unter die Haut: Der Herr, der uns gesalbt hat, macht uns zu seinen Töchtern und Söhnen.
In allen Sakramenten wartet Gottes Heilskraft darauf, uns zu berühren, uns die Kraft des auferstandenen Christus zuzuwenden. So lädt uns gerade die österliche Zeit ein, die Heilszeichen der Kirche, die Hl. Sakramente zu empfangen.

Euch allen ein frohes Osterfest!

Kategorien: Pfarrbrief