Liebe Schwestern und Brüder!
Vor 3 Jahren zur Fastenzeit hat uns der Ausbruch der Covid-Pandemie überrascht, die rigiden Maßnahmen der Regierung, die auch von den Bischöfen unverhältnismäßig stark unterstützt wurden und die tief in die Freiheitsrechte der Menschen eingegriffen haben – erzeugten nach anfänglicher Solidarität mit den Schwächsten leider ein Klima des Misstrauens und verbitterte Auseinandersetzungen in der Gesellschaft.
Es kam zu vielen Kränkungen der Nichtgeimpften; zu Brüchen in Beziehungen; es wurden viele Kinder und Kranke, besonders ältere Menschen traumatisiert. Sterbende durften nicht besucht werden. Seelische Verletzungen werden wohl vernarben aber nie mehr heilen. Enkel durften sich von ihren schwerkranken Urgroßeltern und Großeltern nicht mehr verabschieden.
Es ist tiefes Unrecht geschehen – beinahe eine Verfolgung wie sie in Friedenszeiten kaum vorstellbar war.
Wie können solche Verletzungen, Kränkungen heilen?
Bischof Hermann schreibt: Nur durch Versöhnung gibt es Heilung! Mit der Neuauflage seines Hirtenbriefs ladet er alle SeelsorgerInnen, alle Christen ein, das Thema Versöhnung in der vorösterlichen Bußzeit in den Mittelpunkt zu stellen.
Es ist nicht nur ein Thema: es ist die MITTE unseres Glaubens.
Durch den Tod und die Auferstehung Jesu wurde uns ein neuer Anfang geschenkt. Schuld, Versagen, Verurteilung gelten nicht für immer. Nehmen wir uns diese Gewissheit zu Herzen und versuchen wir in unserem Zusammenarbeiten, in den Begegnungen mit den Menschen, in unserem Handeln die Versöhnung zu leben.
Aufgrund so vieler geistiger und sexueller Missbräuche, die im Raum der Kirche geschahen – der eigentlich ein Lebensraum zum freien Atmen sein sollte – haben viele Menschen auch aufgehört, die Sakramente zu empfangen … beten weniger … bleiben dem Gottesdienst fern. So verlieren sie stetig mehr und mehr den Kontakt zu ihrer Gemeinde und isolieren sich. Manche reden sich dabei auch noch immer auf „Corona“ aus.
Mit der Zeit schleichen sich so still und leise viele Formen der Unaufmerksamkeit und Lieblosigkeit ins Alltagsleben ein.
Diese trüben unsere Beziehungen; machen uns gereizter, unverträglicher, nachtragend.
Wie eine Fensterscheibe meist nicht durch einen großen Dreck verunreinigt wird, sondern durch den täglichen FEINSTAUB, so verschmutzt jede Form der Lieblosigkeit die Klarheit unseres Blicks. Durch die trübe Scheibe hindurch betrachten wir unsere Fehler als Probleme des anderen. Die Projektion gelingt! Was im Kleinen gelingt, wird im Großen verheerend. Es scheint ein Sport der Massen, mit dem Finger auf anderes zu zeigen, Skandale aufzublähen und das Versagen der anderen zu kommentieren.
„Kehrt um“ ruft uns Jesus zu und lädt uns ein, seinem Weg der achtsamen Liebe zu folgen.
Sünde kommt vom Wort „ab-sondern, getrennt sein – gemeint ist die gestörte Beziehung – zu sich selbst, zum Nächsten, zur Schöpfung, zu Gott. Sünde ist ein Nein zum Leben in seiner Fülle.
Wir bleiben einander schuldig, was wir geben könnten: Aufmerksamkeit, Wertschätzung und Hilfe.
Wenn wir für unsere Fehler und Versagen um Vergebung bitten, das Sakrament der Versöhnung empfangen – leben wir gelassener und fröhlicher. Aus dem Teufelskreis des Beschuldigens und Verurteilens gelangen wir in ein neues „Kind Gottes“ Verhältnis. Versöhnte Menschen finden zu mehr innerem Frieden.
Achtsamer und maßvoller gehen sie mit den Lebensmitteln um und schützen Leben … weil es Gottes größtes Geschenk ist.
Sie tragen zu einem neuen sozialen Klima bei, weil sie die giftigen Emissionen verletzender Worte reduzieren.
Versöhnte Menschen leben nicht nur für sich selbst – sie sind vielmehr Hörer, Verkünder und „Täter“ der Frohen Botschaft.
Pfarrer Gerhard Haas
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