Kurz, nachdem Bischof Hermann Glettler von Graz zu uns nach Tirol gekommen war, besuchte er das Paznaun und spielte den Don Camillo auf der Theaterbühne in See. Im Schauspiel versetzte er „strafweise“ den Dorfpfarrer in Trepalle, in die Pfarre Langesthei, einer Fraktion von Kappl, 1490 m ü. A., die „höchstgelegene Kathedrale Tirols“.
Jetzt nach sechs Jahren, als er zum ersten Mal auf Besuch ins kleine Bergdorf Langesthei kommt, ist er sprachlos von der idyllischen Bergwelt und der schmucken, kleinen Marien Wallfahrtskirche. Jede:r der hier leben und wirken darf, ist ein Glückspilz. Eine lustige Episode, die er eingangs erzählte und alle zum Schmunzeln brachte. Ein Beispiel auch für gelebte Versöhnung, die Bischof Hermann bei seiner Visitation im Paznaun erwähnte.
Fotos vom Bischofsbesuch in Langesthei von Albert Spiss, Kappl
Vergangenes Wochenende besuchte Bischof Hermann Glettler den Seelsorgeraum See-Kappl-Langesthei, drei Pfarreien, das gesamte Unterpaznaun unter der Leitung von Pfarrer Mag. Gerhard Haas und Diakon Herbert Scharler. Es wurde gemeinsam Gottesdienst gefeiert, viel gesprochen, gelacht und gearbeitet. Es war eine intensive Zeit, weil er mit allen ins Gespräch kommen wollte: Jung und Alt, Laien-Mitarbeiter:innen, Pfarrgemeinderäten und mit Pfarrer G. Haas. Allerorts wurde der Bischof mit großer Freude empfangen: In See stand ein Treffen mit den Senioren am Plan. Der Höhepunkt war die Erstkommunionfeier am Sonntag. In Langesthei fand die Weihe der neuen Friedhofskapelle statt. Besonders gefeiert wurde Alfons Öttl, der seit 35 Jahren Organist in Langesthei ist.
Fotos vom Bischofsbesuch in Kappl von Erna Pfeifer, Kappl
„Vorsicht vor dem Drinnen-und-Draußen-Denken“ – Bischof Hermann eröffnete mit diesen Worten den gemeinsamen Nachmittag in Kappl, wo alle Pfarrmitarbeiter:innen aus dem Seelsorgeraum versammelt waren. Praktizierende Christen leben ihren Glauben authentisch, wenn sie lebendige Zeugen im Alltag sind und das Christentum als Kraftquelle vermitteln.
Es war ein interessanter und belebter Nachmittag. Seine einführenden Impulse gaben viel Gesprächsstoff für Veränderungen und zum Dankbarsein. „Die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen stehen dafür.“
Acht Schwerpunktthemen waren im Gespräch und wurden in kleinen Gruppen erörtert und im Plenum geteilt:
Das Ehrenamt – Verein / Gemeinde / Pfarre – wie geht das zusammen? Familie als Zufluchtsort, die gleichzeitig auch gestärkt werden will. Da sind Großeltern, wie Paten und auch Interessensvertretungen wie der KFV (Katholische Familienverband) gefragt. Jungen Menschen gerade in Krisenzeiten neue Perspektiven zeigen. Die Jugend will miteingebunden sein, soll Gemeinschaft (Vereine) erleben.
Sehen und gesehen werden. Das gilt auch für den Akt der Versöhnung, damit Altlasten die Seele des Menschen nicht erdrücken. Dabei den Mut haben und nachfragen. Erkennen, dass auch der/die Andere Grenzen hat und eigene Schuld eingestehen. Wie und wo wird Herzensenergie spürbar und kann geteilt werden? Dies ist nur im Miteinander möglich – betend die anderen im Alltag „mitnehmen und mutig Zeugnis von Gott und eigenen Erfahrungen geben.“ Dies ist für Laien bestimmt eine Herausforderung. „Geplante Grundkurse in der Diözese sollen/können hier eine Hilfe sein“, so der Bischof.
Eine große Herausforderung im Paznaun: Wie kann Kirche in Tourismusregionen gelebt werden? Das erfordere Rücksichtnahme von allen Seiten. Zeit ist in den Wintermonaten ein großes Thema. Das führe oft zu seelischer Armut. Versteckte Not erkennen, ist umso wichtiger. Wo kann man helfen? Dies ist nur möglich, wenn Nachbarschaften und Freundschaften gepflegt werden. Bischof Hermanns Herzenswunsch wäre hier die Gründung von „Weggemeinschaften“. Auch die „Kreuz-Debatte“ war ein Thema. Wozu braucht es das Kreuz? Viele Gedanken kamen aus der Runde. Das Kreuz ist Symbol des Weges, in alle Richtungen (N-S/W-O) und soll uns erinnern, Leid bewusster wahrzunehmen, dankbarer zu sein, vor allem unserem Erlöser gegenüber und dies als immerwährende Liebeszusage zu sehen.
Er schließt mit einem wunderbaren Satz: „Wir haben einen hörenden Gott, einen HörGOTT.“
Mit Witz und Humor gelingt es unserem Bischof auch, dass die ersten Bankreihen in der Kirche künftig nicht mehr aus falscher Bescheidenheit freistehen. Nach dem Gottesdienst steht noch ein unterhaltsamer Besuch im Jugendraum auf dem Programm, bei dem unsere Jugend den Bischof hautnah erleben durfte.
Alexandra Kleinheinz