Liebe Mitchristen im Seelsorgeraum Unteres Paznaun!

Vergangenen Sonntag erlebten wir einen unbeschreiblich schönen Herbsttag. Ein wolkenloser Himmel, klare Luft, ausgezeichnete Fernsicht begleiteten uns auf dem Weg zur Seßladspitze. Die Bergrettung Kappl hatte mich zur Weihe eines eindrucksvollen Kreuzes eingeladen, das im Gedenken an Robert Jehle errichtet wurde und den Bergsteiger an die Schönheit der Berge der Heimat, aber auch an die Gefährdung des Lebens erinnern soll.

Nach der Hl. Messe mit Weihe des Gipfelkreuzes kamen wir beim Abstieg am See bei der Niederelbehütte vorbei.
Die Sonne glitzerte im kristallklaren Wasser, leichte Wellen kräuselten über die Wasseroberfläche – einfach ein Augenblick, eine Freude – ein Moment, in dem man alle Sorgen vergisst und diesen Moment festhalten möchte.
Ja, es gibt sie, Augenblicke tiefsten Glücks, die zum Staunen und Danken drängen.
„Gott, du hast es doch gut mit uns gemeint!“

Oft denken wir, es ist zum Davonlaufen, ich halte das alles, was mir widerfährt nicht mehr aus – wohin ich schaue, nur Leid und traurige Ereignisse.

Ein erfahrener spiritueller Meister hörte sich die Klage eines Menschen geduldig an. Dann nahm er eine Handvoll Asche aus dem Herd und warf sie in ein Glas mit kristallklarem Wasser. Im Nu war daraus eine schwarze Brühe geworden.

Eine weitere Handvoll nahm er mit zu einem nahen gelegenen Seeufer und warf sie ins Wasser. Doch es blieb glasklar.
„Siehst du“, sagte er zu dem erstaunten Menschen. „Das Ausmaß an Sorgen und Leid und Schmerz bleibt im Leben eigentlich konstant. Du selber kannst immer neu – täglich mitentscheiden, ob du an diesem Tag bloß ein Glas bleiben willst oder ein See sein möchtest.

 

Lass mich langsamer gehen Herr.
Entlaste das eilige Schlagen meines Herzens
durch das STILLHALTEN meiner Seele.
Lass meine hastigen Schritte
stetiger werden mit dem Blick
auf die Ewigkeit.
Lass mich langsamer gehen, Herr,
um die Blume zu sehen,
ein paar Worte zu wechseln,
ein paar Zeilen aus einem Buch zu lesen.
Lass mich langsamer gehen, Herr,
und hilf mir meine Wurzeln tief
in den EWIGEN Grund zu senken,
damit ich emporwachse
zu meiner wahren Bestimmung.

(Gebet aus Südafrika)

Mögen wir die Kostbarkeit des Augenblicks, der Zeit, immer wieder wahrnehmen.