Druckversion Pfarrbrief Oktober 2019

Der Rosenkranz – ein zeitloses Gebet?

Da seit mehr als 300 Jahren am 07. Oktober in der Liturgie das Rosenkranzfest gefeiert wird, entwickelte sich der Oktober im katholischen Lebensgefühl zum Rosenkranzmonat. Das Gebet mit Hilfe einer Perlenschnur geht freilich weit zurück bis ins 12. Jahrhundert und wurde durch den Dominikaner- und Jesuitenorden verbreitet (vlg. die vielen Darstellungen von der Übergabe des Rosenkranzes an Dominikus und Katharina v. Siena durch die Gottesmutter z.B. auch in einem Deckenfresko in St. Antonius).

Auch wenn die Zahl der Beter beim gemeinsamen Rosenkranz zurückgegangen ist – er ist nicht out!

Man schaue auf die Weltjugendtage, und nicht nur dort;

  • Kein Wallfahrtsort, dessen Läden nicht Rosenkränze anbieten.
  • Beterinnen in kleinen Kapellen lassen die Perlen des Rosenkranzes durch die Finger gleiten
  • Angehörige von Schwerkranken beten innig um Heilung, dass die Operation gelingen möge
  • Und besonders gut beten lässt sich der Rosenkranz bei Fußwallfahrten und langen Pilgerwegen, die gegenwärtig eine Renaissance erleben.
  • Manche haben ihn wie ein Bekenntnis – oder auch wie einen lautlosen Ruf um Schutz und Hilfe am Rückspiegel ihres Autos hängen …

Hören wir die Erfahrung einer Mutter:

„Während meine fünf Wochen alte Tochter mit Atemstillstand ins Krankenhaus gefahren wurde, begann ich zu beten: „Gegrüßt seist du Maria, voll der Gnade …“ ich betete, weinend und beschwörend gegen Blaulicht und Martinshorn. Mutter Maria, hilf.“

Mein Kind wurde gerettet. Und ich hatte eine neue Mutter: MARIA. In den folgenden Jahren ging ich an Mariens Hand, auch wenn ich sie zwischendrin immer wieder losließ.

Mit den Kindern war es kaum möglich, sie zu überzeugen, dass der Rosenkranz „cool“ ist. Sie wollen Abwechslung und möchten im Gebet kurz benennen, was ihnen auf dem Herzen liegt:

Lieber Gott, lass mein Kaninchen nicht sterben … mach Opa gesund. Im Erwachsenwerden verlassen wir die übersichtliche Welt der Kindheit und müssen der Unbegreiflichkeit und Komplexität der Welt ins oft hässliche Gesicht schauen.

Je länger das Leben währt, desto schwieriger wird es, glasklare Gebete in den verschiedensten Situationen zu „konstruieren“. Mir fehlen die Worte. Auf den stets sich wiederholenden Anrufungen des Rosenkranzes kann ich schweben. Ich berge mich ins jeweilige Geheimnis.

Bischof Stecher: „Diese kleine Schnur hat mir mehr Halt geboten als der schönste Bischofsstab. Man kann durch ihn vieles einfangen, was da drohend, beängstigend und belastend durch die Seele tobt.“

Diese 59 Holzperlen sind wie die Kugellager, auf denen das unruhige Herz sanft dem ewigen Erbarmen zurollt.

Der Rosenkranz – ein zeitloses Gebet – man bewegt sich mit ihm zwischen Christus und dem Vater, zwischen dem Engel und Maria …

Übrigens – ich selbst bete Rosenkranz gern beim Rückweg von Wanderungen … oft in Ermangelung der Perlenschnur mit den Fingern. Sie sind ja zweifelsfrei die noch viel ältere Form des Rosenkranzes!

Gesegneten Rosenkranzmonat!

Euer Pfr. Gerhard