Liebe Mitchristen im Seelsorgeraum „Unteres Paznaun“

Eine der tiefsten sogenannten Seligpreisungen Jesu im Evangelium lautet: Selig, die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden (Mt 5). Daraus abgeleitet kennen wir die Werke der leiblichen und geistigen Barmherzigkeit.

Die Preisung Jesu ist geradezu eine Selbstoffenbarung Gottes: Barmherzigkeit, und Mitleiden (Compassio) ist ein Wesenszug Gottes. In Jesus wird er Knecht, nimmt er unsere Menschennatur an um uns Menschen zu dienen.

Dieses „arm werden“, die Entäußerung tut seinem „Gott – sein“ keinen Abbruch. Er entfernt sich dabei nicht einen Schritt von seinem wahren Wesen. Wenn er wie ein Verbrecher, ein Gotteslästerer zum schimpflichen Kreuzestod verurteilt wird und am Kreuz stirbt ist das keine vorübergehende Unterbrechung seiner göttlichen Existenz.

In Jesus Christus, der sich in Freiheit der Schmach unterwirft, der „Letzte“ von allen Menschen wird, sehen wir, wer Gott wirklich ist…

Er ist wirklich ein Gott – für – uns. Er kam um zu dienen – durch sein dienen gibt er sich zu erkennen. Darum ist unser Gottes-Dienst, unsere Dienstbereitschaft nichts, was uns abwertet, uns die Würde raubt, sondern im Gegenteil: Eine Annäherung unsererseits an den liebenden Gott.

Die beiden letzten Fastenwochen werden „Passionszeit“ genannt

Wir schauen auf Jesu Bereitschaft Leid, Schmerz und Tod auf sich zu nehmen – in festem Vertrauen auf den Beistand durch den „Abba“ Vater.

Wir wissen, wie sehr das Leid in der Welt für so viele ernsthaft suchende Menschen ein Hindernis ist, Gott ganz zu (ver)trauen.

Wer könnte dieses „Rätsel“ auch wirklich lösen?

Warum müssen „Unschuldige“ leiden?

Nicht einmal Christus hat darauf eine (theoretische) Antwort gegeben. Er hat das ihm zugemutete Leid, den Tod auf sich genommen, durchgelitten.

In Thaur bei Innsbruck wird am Palmsonntag eine ergreifende Christusfigur auf einem Esel in einer Prozession zum Romedikirchl geführt.

Christi längliches Gesicht mit hoher Stirn, nach innen gewandtem Blick und dichtem Barthaar bringt das Geheimnis seines bevorstehenden Leidens staunenswert zum Ausdruck.

Jesus schein die Hosanna – Rufe der Menge gar nicht zu hören.

Er winkt nicht Er scheint sich auf etwas anderes zu konzentrieren.

Jesus sieht schon jenseits des lauten Treibens was vor ihm liegt: Verrat, Folter, Kreuzigung. Sein gedanken-versunkener Blick erkennt, was sonst niemand aus seiner Umgebung sehen kann.

Mir wird beim Betrachten deutlich, dass ER auch mich sieht, mein unbeständiges Herz, meine Angst, meine Mutlosigkeit, Empfindlichkeit, Wehleidigkeit, meine Schuld und dass er mich so annimmt, sich meiner erbarmt, mir gnädig ist.

Bei ihm – im Aufblick zu ihm – zu verweilen ist schon Gebet. Ich schaue und schaue und ich weiß, dass er mich liebend sin sein Herz geschlossen hat.

Ich brauche keine Angst zu haben.

Eine tief empfundene Mitfeier der Hl. Passion in der Karwoche wünschen euch allen

 

Pfarrvikar Thomas          Diakon Herbert               Pfr. Gerhard